Donnerstag, 3. Juni 2010

Vorsaison in den Schären


Der Tee zog. Das Kaffeewasser lief durch. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Es war angenehm warm. Der Wind hatte in der vollkommen ruhigen Nacht gedreht, wehte aus Nordwest. Alles deutete auf ein geruhsames Frühstück im Cockpit. Plötzlich ein bei jedem Segler gefürchtetes Geräusch: Grundberührung. Einmal. Zweimal. Und das an einer Stelle, wo laut Plan immer noch fast 3 Meter Wassertiefe sein sollten.

Wir ließen den Tee ziehen, das Kaffeewasser laufen, die Eier kochen, schmissen die Maschine an, holten den Anker auf und verlegten uns weiter in die Mitte der Bucht. Dann aber war das Frühstück auch verdient.

Aus dem Gewirr des Schärengartens ging es mit einer Raumschots-Brise zügig hinaus. Richtung Norden hatten wir einen Anlieger. Mit zeitweise über 7,5 kn ging es weiter Richtung Stockholm. Nördlich von Stora Källskär sichteten wir in großer Höhe, wonach wir gestern schon Ausschau gehalten hatten: einen Seeadler. Beeindruckend, wie er dort oben seine Kreise zog.

Der Wind war weiter auf unserer Seite. Im Faangö-Sund drehte er ein wenig rück … und schon blieb uns das Motoren erspart. Herrliches Segeln, auch bei dieser kurzen Kreuz.

Augenblicke später wurde es spannend. Wenig nördlich von Faangö liegen die Schären Kraakmarö und Armnö. Der zwischen beiden liegende und unbetonnte Sund ist kaum eine Seemeile lang, an der schmalsten Stelle kaum eine Schiffslänge breit, dafür aber mit einem Felsenbrocken unter Wasser garniert. Die Tiefe liegt an dieser Stelle um die 3 m. Im Schritttempo ging es durch diesen Engpass. Und schon war man wieder in einer anderen Welt. Obwohl schon im äußeren Schärengürtel, erstreckt sich hier ein Inselgewirr mit beeindruckenden und tief einschneidenden Buchten, dicht bestanden von Kiefern und Birken.

Durch den Sund von Hasselö geht es zur Schäre Harstena, wie der Führer schreibt dem Treffpunkt im Gryts-Schärengarten. Wir laufen nicht das malerische Fischerdorf an, sondern den eine Meile weiter östlich gelegenen Flisfjärden, einem mehr als eine halbe Meile tiefen Einschnitt mit zahlreichen geschützten Ankerplätzen, umgeben von Wäldern und Felsen. Auf halber Strecke wartet eine Durchfahrt mit einer Breite von weniger als 10 Metern. Um kurz vor halb drei Uhr fällt der Anker auf 58°15’34“ N 17°01’30“ E.
Die heutigen Daten: 24,9 sm, 5:04 Std., 4,9 kn Durchschnitt, max. 8,1 kn.



Von dieser Bucht führt ein schöner Waldpfad zu dem 15 Minuten entfernt gelegenen Fischerdorf. Wie gesagt, dem Treffpunkt …. Der Führer weist nur darauf hin, dass man Geld mitbringen müsste, da es in diesem quirligen Hafen keinen Bankautomaten gäbe. Dafür sei hier die Verpflegungslage nie kritisch. Selbst einen Bäcker gäbe es. Wir waren mit Rucksack zum Großeinkauf unterwegs, fanden alles verschlossen und sahen sechs Menschen. Schweden ist um diese Jahreszeit eben immer noch geschlossen. Aber in der Hauptsaison drängen sich anscheinend die Schaulustigen auf dem schmalen Dorfweg. Kaum vorstellbar. So nahmen wir auf den mückenverseuchten Rückweg nur eine paar Fotos mit zurück. Mit an Bord brachten wir Erinnerungen an Frühlingsblumen (Buschwindröschen, Veilchen, Maiglöckchen) sowie den ersten Fruchtansätzen im Blaubeerwald.

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