Mittwoch, 2. Juni 2010

Und wieder ruft der Kuckuck.



Es war eine unglaublich ruhige Nacht. Nur vereinzelte Landeübungen der Möwen an Deck sorgten für Geräusche. Ansonsten kein Wind, keine Welle, keine Alltagsgeräusche. „Die Ruhe macht mich ja ganz krank.“, ließ sich der Kapitän mit einem mehr als zufriedenen Lächeln vernehmen.

Am Morgen strahlte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Der Wind blies mit 2 Bft. aus N-NE kaum vernehmbar. Von der Brandungswelle des gestrigen Tages war lediglich eine Altdünung übrig geblieben.

Dank der Internetverbindung war es möglich, Informationen zur Lachsräucherei auf Stora Grindö einzuholen. Auf Fotos war zu sehen, dass auch größere Yachten an einem der vorderen Stege anlegen können. Das ließ uns nicht ruhen. Und es glückte, was gestern noch nicht gewagt worden war.



Die Schäre war wie ausgestorben. Keine Menschenseele war zu sehen oder zu hören. Die Tür zur Räucherei war nicht verschlossen, nur Fisch gab es nicht. Schade. Aber wir wurden dafür entschädigt mit Bildern, wie wir sie aus den Büchern von Astrid Lindgren aus der Kindheit kennen oder von den Gemälden von Carl Larsson. Nein, wer jetzt auch noch IKEA erwartet, den müssen wir enttäuschen. Dies hier war oder besser gesagt ist Schweden in seiner ganzen Ursprünglichkeit.

Der Gastraum der Räucherei - ein einziges Fotomotiv, ebenso jedes einzelne liebvoll platzierte Accessoire an den Wänden, der Decke, der Theke. Bezaubernd und irgendwie nicht zu beschreiben.

Überhaupt ist diese Ansiedlung so, also wandele man selbst in einem bekannten Märchenbuch oder Fotoband. Entsprechend häufig klickten die drei Kameras.



Wieder zurück am Steg stellte sich die Frage: bleiben und diese Atmosphäre genießen oder weiter, wegen der Windrichtung unter Motor. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns für die letztere Variante, auch weil sich mit der Breviken eine weitere landschaftlich reizvolle Bucht anbot.

Die 11 sm waren relativ schnell zurückgelegt, und gegen 13 Uhr fiel der Anker auf 3,5 m Wassertiefe. Der genaue Ort: 58°01’08“ N 16°44’30“ E.

Was wir bis zu diesem bezaubernden Ort sahen, auch das ist einen eigenen Eintrag in diesen Blog wert. Es ist eine äußerst bezaubernde Landschaft. Befindet man sich zunächst noch im äußeren Schärenbereich, nordfahrend die Ostsee an Steuerbord, so erstreckt sich an Backbord eine eigene Welt, die viele auf ihrer schnellen Reise zum Götakanal links liegen lassen.

Südlich und südöstlich der Halbinsel Aasvikelandet erstreckt sich ein Naturreservat, das seines Gleichen sucht. Wenige Kabellängen vom Hauptfahrwasser entfernt befindet man sich in einer eigenen Welt, ein Labyrinth von Schären, fast sämtlich von Kiefern bestanden. Es ist wie auf einem großen Binnensee. Wer hier nicht über einen guten Orientierungssinn verfügt und natürlich entsprechendes Kartenmaterial, der droht sich in diesem unbetonnten Gewässer tatsächlich zu verirren und wird vermutlich so lange im Kreis fahren und die Ausfahrt suchen bis sein Tank leer ist. Auch hier gibt es den See- und Fischadler. Vielleicht haben wir ja heute Glück.

Wissen die Schweden eigentlich, wie schön es hier ist, jedenfalls die wenigen Wochen im Jahr, in denen es wirklich Sommer ist? Wir werden das heute begießen … mit einer Flasche Sekt. Kann es noch besser werden?

Ach ja, bleibt noch eins, die Ruhe an diesem Platz. Nur der Kuckuck ist schon wieder da.

P.S. Es ist so heiß im Cockpit, dass der Kapitän am frühen Nachmittag bei immerhin 9° C Wassertemperatur anbadet. Respekt …. vor Eisbären. Der Rest der Crew belässt es bei Heißduschen auf der Badeplattform.

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