Sonntag, 30. Mai 2010

Schärenslalom unter Segeln.


Morgens um 5 Uhr war kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Beim Frühstück bemerkte der Käptn, dass wir nicht hätten zögern sollen, ihn zu wecken. Drei Stunden später war der Himmel mit Cirren bedeckt, die sich aber glücklicherweise bis zum Ablegen fast gänzlich verzogen hatten. Der Wind drehte von Süd auf Südost, war anfänglich eher schwach, später um 3 Bft. Ideales Segelwetter.

Durch den Schärengarten mal treiben, mal segeln. Ruhe pur, ab und an unterbrochen durch Vogelgezwitscher, dem kreischenden Protest gestörter brütender Vögel, dem Flügelschlagen startender Schwanenpaare. Und wenn der Chef mal wieder die Segelstellung optimiert, dann eben auch mal gestört durch das Schnarren der Winsch, das in diesem Moment irgendwie ebenso deplaziert wirkt wie das AKW, an dem wir dicht vorbei segeln. Ansonsten eben: Stille. Natur.

Der Blister hilft uns dabei, Nord zu gewinnen. Obwohl wir schon Schären in Hülle und Fülle gesehen haben, ob bewachsen wie hier im Osten Schwedens oder kahl wie im Westen dieses riesigen Landes, es bleibt immer wieder faszinierend. Und spannend. Dann, wenn sich plötzlich eine enge Durchfahrt öffnet oder am Fahrwasserrand ein Felsen sichtbar wird, der sich so gerade über oder unter der Wasseroberfläche befindet.

Höhepunkt war heute sicherlich die Durchfahrt durch den Spaarösund, 3 Kabellängen kurz, kaum mehr als 20 Meter breit, an der flachsten Stelle aber immerhin noch 5 Meter tief. Rechts und links hohe Granitfelsen, bewachsen von alten Kiefern. Häuser im traditionellen Ochsenblut. Schweden pur.




Västervik erreichen wir nach gut 7 Stunden Fahrt, nach 32,4 sm, durchschnittlich 4,6 kn, maximal 7,5 kn. Am frühen Abend ist der Himmel blau, über uns kaum eine Wolke, im Süden jedoch zeigen sich die Vorboten einer Warmfront, die allerdings schon früher hätte hier sein sollen. Abwarten. Die Stechmückengitter sind in den Achterkajüten bereits montiert. Der Chef muss selbst sehen.

Das Abendessen: Sülze und Bratkartoffeln. Im Cockpit.

Samstag, 29. Mai 2010
Figeholm



Die Nacht in Byxelkrok war unruhig, wenn auch nicht schlaflos. Mit der Front kamen Wind und Regen. Die Böen zerrten am Schiff. Die Festmacher unseres Päckchennachbarn stimmten in die Kakophonie ein.

Der Wettervorhersage folgend, waren wir schon vor 9 Uhr unterwegs. Der Wind hatte inzwischen nur noch 3 Bft., kam dafür aber schon aus dem erst für später vorhergesagten SW-Sektor. Und der Segler weiß sofort: das ist von dort, wo man hin will. Unterwegs drehte der Wind weiter recht und legte auf komfortable 5 Bft. zu, was uns immer wieder eine Reisegeschwindigkeit von über 7 kn ermöglichte. Die Welle bescherte uns im Sonnenlicht die auf dem Foto zu sehenden Impressionen. Die meisten Schauer konnten wir aus sicherer Ferne verfolgen, die dazu gehörenden lokalen Böen nahmen wir aber mit. Unter Vollzeug fuhren wir mit 7 kn in den Schärengarten ein. Ein immer wieder beeindruckendes Erlebnis, sieht man rechts und links die gerade aus dem Wasser ragenden Felsen.
Ganz so trocken erreichten wir unser Ziel denn doch nicht. Bei der Einfahrt in den Yachthafen von Figeholm erwischte uns doch noch ein kleiner Schauer. Auf der Logge: 20,4 sm in 3:24 Std. Durchschnitts-Geschwindigkeit: 6 kn.

Figeholm, ein kleiner idyllisch wirkender Ort im Faagelöfjärd, liegt nordöstlich von Oskarshamn. Im Hafen dominieren noch die deutschen Langzeitsegler. Konkurrenz in Sachen Langzeitreisende machen uns nur sechs Franzosen, die aus Lyon kommend drei Monate durch Schweden und Norwegen mit ihren Wohnmobilen touren.

Unser nächster Zielort: Västervik, wo wir vermutlich ein oder sogar zwei Tage wetterbedingt pausieren werden.

Anmerkung: Dieser Blog kam ohne größere Störungen der beiden Mitsegler zustande, die (endlich mal wieder) duschen waren. Die frischen Jungs rauben einem anschließend den Atem.
Am frühen Abend haben wir traditionellen schwedischen Schärenbesuch: die erste Stechmücke.

Speiseplan:
Kalbsschnitzel à la Björnö, unterlegt mit einem Brei aus Kartoffelschaum und Öländer Blumenkohl. Dazu gereicht wird ein trockener Weißwein aus der Gasgogne.

Keine Kommentare: